Gefahren

Alpine Gefahren der besonderen Art: hier wird scharf geschossen.

Alpine Gefahren der besonderen Art: hier wird scharf geschossen.


Allgemeine Hinweise

Grosse Teile der Wanderung führen uns durch hochalpines Gelände. Jeder Wanderer sollte sich der Gefahren bewusst sein, die hier auftreten können. Für einen konditionsstarken Wanderer, der bisher nur im Flachland und Mittelgebirgen unterwegs war, ist der Traumpfad zwar zu bewältigen, aber er sollte sich auf die zusätzlichen Risiken vorbereiten. Erfahrene Bergwanderer, die bisher nur Tages- oder Wochenendtouren gemacht haben, müssen sich darauf vorbereiten, dass eine Dauerbelastung von vier Wochen wenig Gelegenheit zur Regeneration gibt und deswegen Touren, die einem als Tagestour leicht gefallen sind auf einmal ein ganzes Stück schwerer werden. Auch an 10-15 Kilo Gepäck auf den Rücken muss man sich erst gewöhnen. Leider haben wir unterwegs Wanderer gesehen, die sich unserer Meinung nach nicht optimal verhalten haben. Deswegen möchten wir ein paar Hinweise geben, was zu beachten ist.

Die Gefahren in den Bergen gehen zum Teil von den Bedingungen im Hochgebirge aus. Wetterstürze, gefährliche Wege, Steinschlag sind objektive Gefahren, die jeden Wanderer treffen können. Mangelnde Kondition, Können und falsches Verhalten sind Beispiele für subjektive Gefahren. Diese Gefahren gehen von Wanderer selbst aus. Verantwortungsbewusstes Verhalten im Gebirge, bedeutet vor allem, die objektiven Gefahren zu kennen und sich zu schützen und das eigene Leistungsvermögen richtig einzuschätzen.

Kartenmaterial

Einige Wanderer hatten keine Karten dabei. Wir halten das für bedenklich. Selbst die beste Tourenbeschreibung kann eine gute Karte nicht ersetzen. Vor allem wenn Unvorhergesehenes passiert und ein Abstieg nötig ist, hilft eine Karte im Rucksack zur Orientierung. Wenn man den Ratschlägen auf unserer Kartenseite folgt, kommt man mit 7 Karten bis nach Belluno. Das Gewicht dieser Karten sollte zu verschmerzen sein.

Es wird zu diesem Thema viel diskutiert. Manche meinen, ein GPS-Gerät wäre ausreichend. Andere sagen, dass man ja die Karten im Wanderführer hat. Wieder andere laden sich Bilder auf das Smartphone oder den ipad. Wieder andere verlassen sich darauf, dass andere Wanderer in der Nähe sind und aushelfen. Wir raten dennoch dazu, die Karten mitzunehmen. Orientierungsprobleme sind eine häufige Ursache von Bergunfällen.

Ausrüstung

Dazu schreiben wir ausführlich auf unserer Ausrüstungsseite. Schuhe, Stöcke, Rucksack und Wetterschutz sind die wichtigsten Gegenstände.

Die Wand der Schiara mir der Kapelle in der den Verunglückten gedacht wird.

Die Wand der Schiara mir der Kapelle in der den Verunglückten gedacht wird.

Klettersteige

Am Traumpfad befindet sich auf der letzten Bergetappe in der Schiara ein Klettersteig (siehe Foto, durch diese Wand wird abgestiegen). Diese Route kann umgangen werden, damit ist der Traumpfad auch für Bergwanderer ohne Klettersteigerfahrung begehbar. Wenn man die Schiara begeht, dann sollte man unbedingt ein Klettersteigset dabei haben. Alle Diskussion, ob das wirklich nötig ist, die im Forum geführt werden, sollten einen nicht davon abbringen, hier das eigene Risikobewusstsein nicht zu vergessen. Ich selbst bin einmal beim Ausstieg durch die Schiara in der Wand von einem Gewitter mit Regelfällen überrascht worden und war in arger Bedrängnis. Gelegentlich wird auch von Wanderer berichtet, die mit Minimalausrüstung (Seilstück und Karabiner) durch den Klettersteig gegangen sind. Lest dazu meinen Blogpost vom August 2013.

München-Venedig im Winter …

.. ist eine Extrem-Leistung, die keinesfalls für den normalen Bergwanderer empfehlenswert ist.
Ein erfahrener Profi ist 2004 bei dem Versuch gestorben.

Gewitter auf dem Piz Boè

Gewitter auf dem Piz Boè

Wetter

Neben dem Verirren und dem Absturz durch mangelnde Sicherung ist ein Wettersturz die weitaus größte Gefahrenquelle in den Bergen. Ich habe einmal erlebt, wie eine Gruppe Spanier trotz meiner – in spanischer Sprache vorgebrachten – Ratschläge in der Puezgruppe in ein Gewitter gelaufen sind. Sie wussten nicht, wie man sich in den Bergen bei einem Gewitter verhält. Während ich unter meinem Biwaksack auf meinem Rucksack sass, um besseres Wetter abzuwarten, lief dieses Gruppe zu siebt weiter.

Man sollte sich vor einer Tour über die Wettervorhersage informieren und ggf. den Hüttenwirt fragen und sich mit dem Verhalten bei schlechtem Wetter vertraut machen. Mit Schnee ist auf dem Traumpfad zu jeder Jahreszeit zu rechnen. Vor allem im Hochsommer sind Gewitter häufig.

Die Spanier haben übrigens überlebt, ich traf sie durchnässt und erschöpft in der Puezhütte wieder.

Tod durch Unterkühlung

Manch einer schmunzelt, wenn er meinen Biwaksack sieht, denn ich an einem herrlichen Frühlingstag im Voralpenland in den Rucksack gesteckt haben. Und wenn er dann noch Handschuhe, Mütze und Anorak sieht, dann lacht er laut. Mir selbst ist in 40 Jahren Berwander- und Hochtourenpraxis oft genug vor Augen geführt worden, wie eine harmlose Tour bei bestem Wetter auf einmal sehr unangenehm werden kann.

Zum Beispiel musste ich in den 80er Jahren von der Peyer-Hütte aus per Feldstecher ein Bergdrama auf dem Ortler-Gletscher verfolgen, das zum Tod eines Bergsteigers führte. Der durch Spaltensturz Verletzte konnte wegen des plötzlich aufziehenden Gewitters und Einbruch der Nacht nicht vom Gletscher ausgeflogen werden, musste bei schwerstem Unwetter die Nacht draußen verbringen und starb an den Folgen dieser Tortur.

10 Gedanken zu „Gefahren

  1. Razvan

    Hallo zusammen,

    ich bin gerade dabei konkret meine Tour für ’16 zu planen 🙂 und bin recht froh über diese Seite hier weil sie viel Nützliches enthält. Was gibt es des weiteren zu beachten wenn man alleine unterwegs ist?
    Ich hatte mir hier einen Zeitraum von Ende Juni bis Ende Juli vorgestellt….wie steht ihr dazu? Was sind eure Erfahrungen?

    1. Stefan Artikelautor

      Wenn du flexibel bist mit der Richtung, wäre zu dieser Jahreszeit die Tour in die umgekehrte Richtung was tolles. Habe ich einmal gemacht und war begeistert. Zu der Jahreszeit sind im Süden die Pässe und Übergänge schon frei.

  2. Victoria

    Hey Stefan,

    wir wollen diesen Sommer im Juli irgendwann die Strecke Ve-Mü gehen. Wir werden voraussichtlich zu viert unterwegs sein, zwei mit Wandererfahrung, zwei ohne. Kannst du uns diese Strecke empfehlen? Sie hört sich wirklich schön an, aber Ich habe bisher nicht herausfinden können, ob sie auch für so unerfahrene bzw „Erstwanderer“ geeignet ist.

    1. Stefan Artikelautor

      Wenn ihr zu viert seid und zusammen bleibt, dann können auch Unerfahrene die Strecke wandern. Es gibt wenig Stellen, die alpin wirklich anspruchsvoll sind. Fitness ist halt wichtig und natürlich die gegenseitige Rücksichtnahme. Ich würde ggf. die Birkarspitze mit Unerfahrenen nicht besteigen. Auf keinen Fall solltet ihr den Abstieg über die Schiara in Italien machen. Steigt über die Bianchet-Hütte nach Belluno ab.

  3. Melina

    Vielen Dank für eure Seite! Ich würde die Strecke dieses Jahr gerne alleine laufen und das mögliche Zeitfenster für die Tour wäre Juli bis September. Welchen Monat würdet ihr mir denn am ehesten empfehlen? Viele Grüße aus dem total unbergigen Berlin!

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