Manche Ereignisse verändern das Leben dauerhaft. Zu den wirksamsten Quellen solcher persönlicher Veränderungen gehören Reisen. Das Wort “Reisen bildet” bezieht sich aber nicht auf die Pauschalreise mit Komplettbetreuung auf die Malediven, bei der die erfolgreiche Paßkontrolle am Münchner Flughafen die größte Herausforderung ist. Vielmehr ist eine Reise gemeint, die einen dazu bringt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Wir sind beide viel gereist. Als Rucksacktouristen durch Ostanatolien, mit der Transsibirischen Eisenbahn nach China und weiter durch Tibet und Indien. Mit dem Zelt ans Nordkap. Wir haben auch beide viele Bergtouren gemacht, einfache und schwere, kurze und lange. Jede Reise hat uns verändert und uns eine neue Perspektive der Welt gezeigt. Aber keine Reise hat uns je so verändert, wie dieser Weg. Fast fünf Wochen lang nur aus dem Rucksack zu leben, jeden Tag auf den eigenen Beinen zu sein, jede Nacht in einem anderen Bett zu schlafen, das reduziert die Existenz auf das Nötigste. Das Bett in der Hütte und das Abendessen sind das Tagesziel und der einzige Wunsch. Die einfache Mahlzeit in der Hütte schmeckt einem besser, als ein festliches Menü. Wenn das Lager nur ruhig und warm ist, fühlt man sich wohler, als im 4 Sterne Hotel. Es wird einem bewusst, wie wenig man im Leben braucht und wie sehr man als Zivilisationsmensch übersättigt und reizüberflutet ist. So ähnlich muss das Erlebnis auf den Pilgerfahrten in der Vergangenheit gewesen sein.
Ein Grund, warum wir diese Webseite geschrieben haben, ist der Wunsch, dieses Erlebnis mit anderen Menschen zu teilen und sie dazu zu animieren, selbst diese Erfahrung zu machen. Hoffentlich finden einige beim Lesen den Mut, auch in einem Stück von München nach Venedig zu laufen und ihr Leben dadurch zu verändern.
Der Spruch am Anfang gefällt mir. Nur wenn man sich auf Veränderung einlässt, kann man Reisen wirklich genießen.
Ich musste spontan daran denken:
Augenblicke (poesia 497)
Wir erleben Augenblicke
die für immer
gelten:
sie sind leuchtende Blitze
am Himmel,
Donner
der die Erde
erzittern lässt,
Augenblicke
die ein Zeichen setzen,
uns unseren eigenen Weg
erkennen lassen.