München-Venedig umgekehrt – mein Bericht 2010

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Die meisten Traumpfadgeher laufen von Nord nach Süd. Viele starten in München und wollen nach Süden. Wer viel Zeit hat, geht ganz nach Venedig und wer wenig Zeit hat wandert vielleicht nur nach Belluno. In die umgekehrte Richtung laufen nur wenige. Dabei hat das Heimkommen auch seinen Reiz. Man kann früher im Jahr anfangen, dann im Süden sind die Pässe und Jöcher oft schon Anfang Juli frei. Außerdem wandert man mit der Sonne im Rücken. Die Etappeneinteilung ist ein bisschen anders als beim klassischen Traumpfad. Viel ändert sich aber nicht. Anbei mein Erlebnisbericht der Tour im Juli 2010.

1. Tag Belluno – Bivacco Marmol

Nach Belluno bin ich mit dem Nachtzug nach Padua und dem Regionalzug über Feltre um 9 Uhr morgens angekommen. Um Zeit zu sparen nahm ich ein Taxi bis zu den Case Bortot, an denen ich etwa um 10 Uhr war. Ich hatte mir vorgenommen, heute noch bis zum Bivacco Marmol auf der Schiara zu steigen. Das bedeutet etwa 1500 Höhenmeter und eine Gehzeit um die 8 Stunden. Man sollte genug Zeitreserve einplanen. Ich hatte Gewitter und musste im Klettersteig eine Weile warten. Auf dem 7. Alpini war ich etwa um 13:30, habe bis 14:30 Mittagspause gemacht und bin etwa um 17:30 im Bivacco angekommen. Die Tour ist anstrengend aber landschaftlich und bergsteigerisch spektakulär. Eine Übernachtung im Bivacco ist ein besonderes Erlebnis, der Sonnenaufgang in der Schiara bleibt unvergesslich.

2. Tag Bivacco Marmol – Rifugio Pramperet

Man erreicht auf dieser Tour die Pian de Fontana um die Mittagszeit, kann dort essen und anschliessend bei gutem Wetter weiter bis zu Pramperet wandern. Dazu sollte man aber im Bivacco früh aufbrechen, ich bin um halb acht unterwegs gewesen. Meine reine Wegezeit inklusive einer Stunde Mittagspause und vielen Fotostopps waren hier 11 Stunden. Die reine Gehzeit wird 9 Stunden betragen haben.

3. Tag Rifugio Pramperet – Passo Duran

Von der Pramperet ist nur der Passo Duran beziehungswiese das Rifugio Carestiato ein realistisches Ziel. Im Pass bin ich am frühen Nachmittag angekommen. Die Gehzeit betrug etwa 5 Stunden, die Wegezeit ungefähr 6 Stunden. Das bedeutet einen halben Ruhetag mit Siesta und gutem Essen in Rifugio San Sebastiano. Fußballspiel Deutschland-Spanien in Form von Public Viewing im Gastraum im Keller inklusive.

4. Tag Passo Duran – Rifugio Tissi

Im Morgennebel bin ich aufgebrochen, die Tour heute wird auch wieder lang. Für ein Mittagessen ist die Vazzoler schon zu weit weg, also mache ich dort Halt für Kaffee und Kuchen und lasse die Mittagsrast aus. Die Gehzeit waren wieder etwa 8-9 Stunden, Wegezeit eher 10.

5. Tag Rifugio Tissi – Sottoguda

Von der Sottoguda wandere ich zur Coldaihütte und durch den Trubel der Tagestouristen zum Col di Rean. Die Seilbahn bringt mich ins Tal, wo ich gerade zur Mittagszeit ankomme. Heute ist Obsttag, ich habe Appetit auf etwas Frisches, kaufe Obst und Wasser und esse am See. Ein alter Herr lädt mich freundlicherweise ein, im Schatten in seinem Garten zu sitzen. Am Nachmittag komme ich noch bis nach Sottoguda (5 Uhr) und übernachte in der Pension Montanara.

6. Tag Sottoguda – Boéspitze

Wanderung durch die Schlucht bis zur Malga Ciapela, von dort mit dem Bus zum Fedaiasee. Der Abstieg vom Fedaia zur Malga ist erträglich, aber den Aufstieg mag ich mir nicht antun. Auf dem Bindelweg zum Pordoijoch, von dort mit der Seilbahn auf die Sella und dann zur Boéspitze. Etwa um 7 Uhr komme ich dort an, gerade recht für das Abendessen. Wegezeit 9 Stunden inklusive Busfahrt und Seilbahnfahrt.

7. Tag Boéspitze – Puezhütte

Früher Aufbruch auf der Boéspitze, Abstieg zur Boéhütte und frühes Mittagessen in der Pisciadù. Danach durch das Val Setus zum Grödnerjoch und wieder hinauf in die Geisler. Etwa 2 Stunden vor der Hütte mitten auf der Hochfläche ereilt mich das Gewitter, eine Stunde Wartezeit und dann zur Hütte. Ich komme etwa um 6 Uhr dort an. Wegezeit ca. 10 Stunden. Angenehme Gesellschaft und gutes Essen. Fußballspiel auf dem Fernseher des Wirts – Spanien gewinnt gegen Holland.

8. Tag Puezhütte – Würzjoch

Von der Puez bei herrlichen Wetter auf die Forcella Nivea und durch den Klettersteig hinab. Einkehr in der Medalges, wo sich schon Regen ankündigt. Die Schlüterhütte ist – wie immer – überfüllt und lädt nicht zum Übernachten ein. An der Peitlerscharte hört der Regen auf und in der Abendsonne sieht man die Plose. Abstieg zum Würzjoch und Übernachtung in der Ütia de Börz (ich bekomme das letzte Zimmer). Ankunft dort um ca. 7 Uhr. Wegezeit 11 Stunden.

9. Tag Würzjoch – Kreuzwiesenhütte

Später Aufbruch nach fulminantem Frühstück. Mittagessen in der Turnaretschhütte. Danach über die Hochfläche zur Kreuzwiese. Ankunft etwa um 6 Uhr, Wegezeit also nur zwischen 8 und 9 Stunden, trotzdem war ich erschöpft. Das erste Mal spüre ich die Hitze. In Deutschland war ja zu der Zeit Hitzewelle mit bis zu 38 Grad. Exzellente Einkehr und Übernachtung in der Kreuzwiese bei sehr netter Gesellschaft.

10. Tag Kreuzwiesenhütte – Niedervintl und Brixen

Erneut später Aufbruch in der Kreuzwiese und Wanderung über die Hochfläche zur Ronerhütte. Die Heuernte ist in vollem Gange und ich mache viele Fotos. Frühe Einkehr in der Ronerhütte bei frischem Strudel und Kaffee, dann Abstieg nach Niedervintl. Ankunft am Nachmittag etwa um 4 Uhr in der größten Hitze. Das erste und einzige Mal laufe ich mir Hitzeblasen. Abschied von Bosco und Fahrt mit dem Bus nach Brixen, dort übernachtet man angenehmer und ich möchte einige Fotos der Stadt machen. Wegezeit nach Vintl etwa 6 Stunden (mit vielen Stopps).

11. Tag. Brixen und Pfunders – Stein

Fahrt mit dem ersten Bus (7:27 Uhr), über Vintl fährt man mit einmal Umsteigen bis zum Lärcher(ca. 8:30 Uhr). Aufstieg durch’s Tal nach Dun, von dort weiter zur oberen Engbergalm. Einkehr und langer Plausch mit der Sennerin. Danach Gliderschartel und Abstieg nach Stein. Ich bin langsam und habe Knieschmerzen. Ankunft im Gasthof Stein um 8 Uhr. Also 11 Stunden Wegezeit. Rein von der Länge und der Anstrengung ist diese Tour die Königsetappe. Man kann sie auch nicht abkürzen, weil es zwischen Pfunders und Stein keine Einkehr gibt. Der Heubadl in Dun vermietet keine Zimmer mehr. In Stein treffe ich Eva und wir machen zwei Etappen zusammen.

12. Tag Stein – Friesenberghaus

Aufstieg zum Pfitscherjoch und frühes Mittagessen. Anruf bei der Olpererhütte und bei der Dominikushütte ergeben „Fehlanzeige“, beide Hütten sind ausgebucht. Wir wandern deswegen über den Höhenweg zum Friesenberghaus, das noch Zimmer frei hat. Kurz vor 8 kommen wir dort an, bekommen ein schönes Zimmer und ein gutes Abendessen. Wegezeit 11 Stunden.

13. Tag Friesenberghaus – Spannagelhaus

Aufbruch etwa um 9 Uhr im Friesenberghaus. Neblig und kühl. Etwas Sonne auf der Friesenbergscharte, Abstieg zum Spannagelhaus, Ankunft am Mittag. Bergkirchweih mit Musik und gutem Essen. Wir entscheiden uns zu bleiben. Besichtigung der Höhle und netter Hüttenabend.

14. Tag Friesenberghaus – München

Wegen anhaltendem schlechten Wetter Fahrt in ca. 5 Stunden nach München mit der Seilbahn, dann Bus, Zillertalbahn und Eurocity. Alles geht reibungslos und ohne große Wartezeiten. Ankunft in München am späten Nachmittag, Wäsche und wieder packen.

15. Tag München und Tulfes – Lizumerhütte über Glungezer und Gratwanderung

Autofahrt nach Hall und Tulfes, erste Seilbahn zur Tulfeinalm und von dort zur Glungezerhütte. Frühe Einkehr (Suppe und Kuchen) dann Gratwanderung ohne Proviant und mit leichtem Gepäck (6 Kilo inklusive Kameras). 7 Uhr Ankunft in der Lizumer nach herrlicher Tour. Wegezeit 9 1/2 Stunden, bei etwa 1 1/4 Stunden Pausenzeiten. Die Lizumer ist ziemlich voll, gutes Essen bei großen Portionen.

16. Tag Lizumerhütte – Pluderlingsattel – Lager Walchen und Scharnitz

Kompletter Weg bis zum Tuxer Ferner ist mir dieses Mal zeitlich nicht mehr möglich, daher nur Aufstieg zum Pluderlingsattel am Morgen, herrliches Fotowetter, danach Abstieg zur Lizumer und Mittagessen. Abstieg über Zirbenweg nach Walchen. Ankunft dort am frühen Nachmittag. Drei nette Damen nehmen mich im Auto mit bis nach Hall. Busfahrt nach Tulfes und Autofahrt nach Sankt Martin zum fotografieren. Weiterfahrt nach Scharnitz und Übernachtung im Risserhof.

17. Tag Scharnitz – Birkarspitze und zurück

Moutainbikefahrt von Scharnitz (7:40 uhr) zum Karwendelhaus (10:15). Einkehr dort, Apfelstrudel und Kaffee. Abmarsch dort um 11:45 und Aufstieg zur Birkarspitze, die ich etwa um 13:20 Uhr erreiche. Kein Proviant dabei, deswegen bin ich hungrig, nur kurzer Gipfelstopp, dann Abstieg und Ankunft am Karwendelhaus um 15:35 Uhr. Die Küche hat noch offen und es gibt Gulasch mit Knödeln. Das Essen war reichlich und gut. Fahrt ins Tal in 45 Minuten auf dem Mountainbike. Am Auto fallen die ersten Regentropfen, nachdem ich das Bike verladen hatte. Das gute Bergwetter ist vorbei und auch die diesjährige Traumpfadbegehung ist zuende. Auf Etappen in dem Voralpen und der Ebene in Deutschland und Italien hatten wir im Frühjahr schon besichtigt, auf das Hallerangerhaus bin ich im August noch einmal kurz gefahren.

Die schönsten Bilder der Tour kann man sich auf meinem Fotostream bei Flickr ansehen.

Anmerkung: Wegezeit heißt die Zeit von Aufbruch bis Ankunft, also inklusive Pausen und Fotostopps.

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