17 Tage Traumpfad 2010 – ein Resüme

Mit der Besteigung der Birkarspitze gestern, also am 21. Juli ist meine Begehung der hochalpinen Teile des Traumpfads für 2010 zu Ende gegangen. Die Etappen in der Ebene in Italien und die Wege von München bis zum Karwendelhaus hatten wir schon im Frühjahr komplett begangen. Seit 5.7. war ich von Belluno ins Inntal unterwegs gewesen und habe mir Wege, Pässe und Hütten angeschaut. Weil ich den Traumpfad in umgekehrter Richtung begangen bin, sind mir dabei natürlich sehr viele Wanderer begegnet, was Gelegenheit zu vielen Gesprächen und zu Informationsaustausch gegeben hat.

Was sind die wichtigsten Beobachtungen?

Erstens: alle Wege und Pässe sind gut begehbar. Es liegt kaum mehr Schnee. Die Birkarspitze ist im Aufstieg völlig schneefrei, beim Abstieg ins Birkar trifft man noch auf vereinzelte Schneefelder. Auf dem mittlerweile ausgezeichnet markierten Weg zur Friesenbergscharte liegen noch einige wenige Schneefelder, die aber kein Problem sein dürften. Die Bedingungen sind also fast ideal.

Zweitens: man kann den Traumpfad umgekehrt gehen und einige Wanderer tun das auch. Ich war zu meiner eigenen Überraschung nicht alleine. Zu diesem Thema werde ich später noch einen eigenen Artikel schreiben und vermutlich am 8.11.2010 im Hofbräuhaus einen kleinen Diavortrag zeigen.

Was hat sich am Weg verändert?

Die wichtigste Neuerung ist sicher der neue Weg von der Olpererhütte zum Pfitscherjochhaus in der 11. Etappe. Dieser Höhenweg verläuft auf fast gleicher Höhe von ca. 2500 m und macht einen Abstieg zum Schlegeisspeicher unnötig. Die 9., 10. und 11. Etappe des Weges verändern sich dadurch. Man kann abkürzen, indem man im Spannagelhaus übernachtet (9. Etappe), dann nach der Friesenbergscharte direkt zum Pfitscherjoch durchgeht (10. Etappe) und von dort direkt nach Pfunders (11. und 12. Etappe). Für starke Geher wird dadurch der Traumpfad um einen Tag kürzer, was einem Spielraum für andere Varianten gibt. Die neue Olpererhütte ist wunderschön, aber leider sehr oft ausgebucht, rechtzeitige Reservierung ist empfehlenswert.

Auf der Dominikushütte ist unter der Führung von neuen Wirtsleuten frischer Wind eingekeht. Mehrere Wanderer haben mir sehr viel Positives berichtet (z.B. Wäscheservice). Leider konnte ich das diesmal nicht selbst ausprobieren.

Zu den Hütten und meinen Erfahrungen werde ich noch einen eigenen Artikel schreiben. Im Allgemeinen war die Bewirtung auf dieser Reise überall prima. Hervorzugeben ist die Lizumerhütte. Hervorragende Hütte, perfekte Bewirtung, ich wüsste wirklich nicht, was man besser machen kann. In der Liste der sehr guten Hütten würde ich die Tissi Hütte, das Spannagelhaus und das Refugio San Sebastiano aufnehmen, letzteres ist natürlich eher schon ein Gasthof als eine Berghütte. Erstmals habe ich auf der Ütia de Börz am Würzjoch übernachtet. Die Ütia ist ein Dreisternehotel und verdient jeden ihrer Sterne. Wer sich etwas gönnen will und vielleicht nach der Lüsener Alm etwas Ermüdungserscheinungen zeigt, ist dort gut aufgehoben (dann Weiterweg zur Puezhütte und am nächsten Tag in die Sella). Überrascht hat mich das tendenziell negative Feedback, dass ich zum Karwendelhaus bekommen habe (Essensportionen und Preise). Ich selbst habe letzte Woche zwei Mal dort gegessen und war sehr zufrieden. Auch die Puezhütte kam nicht gut weg in der Meinung der Mitwanderer. Und auch diese Meinung kann ich nicht teilen. Die Wirtsleute haben ihre Hütte und den Massenbetrieb im Griff. Und ich konnte dort Spanien vs. Holland auf dem Fernseher des Wirts anschauen!

Bei der 8. Etappe fragen sich viele: Gratwanderung von Hall oder Aufstieg aus Wattens?

Ich habe dieses Jahr beides gemacht. Nach wie vor halte ich die Gratwanderung von der Tulfeinalm (Lift) über den Glungezer für eine phantastische Bergtour. Wenn da nicht die Gehzeiten wären. Ich bin das mit Minimalgepäck für eine Hüttenübernachtung gelaufen (6kg, inklusive Fotoausrüstung und Wasser, kein Proviant). Von der Glungezerhütte zur Lizumer habe ich 7 Stunden reine Gehzeit gebraucht, wobei ich in ziemlich optimalen Trainingszustand das Ganze „feldmarschmäßig“ angegangen bin. Die Sektion Hall gibt 8 bis 8 1/2 Stunden an. Meiner Meinung nach sollte man als Venediggeher mit eher schwerem Rucksack mindestens 9 bis 10 Stunden veranschlagen. Warum betone ich das? Wenn man versucht, in einem Tag vom Tal diesen Weg zu machen (so wie ich es auch dieses Mal wieder getan habe), dann kommt man in Probleme. Der erste Lift fährt um 8:30, vor 8:45 kommt an an der Tulfeinalm nicht los, 2 Stunden Aufstieg und 9 Stunden Gratwanderung geben 11 Stunden reine Gehzeit. Wenn man sich noch eine Stunde Pausenzeiten gönnt, was sicher nicht übertrieben ist, kommt man um 21 Uhr an der Lizumer an. Die Tour ist mit schwerem Gepäck nur mit Übernachtung auf der (sehr schönen und gut geführten) Glungezerhütte ratsam. (Nur zur Info meine Zeiten praktisch ohne Gepäck: 9:30 Abmarsch Tulfein, 11:00 Glungezerhütte, 11:30 Abmarsch Glungezerhütte nach Mittagessen und Schwatz mit den Wirten, 16:20 Naviser Jöchel, 19:00 Ankunft Lizumer Hütte, Pausenzeiten inkl. Fotostopps 1:15h). Fazit: wer die Zeit hat und das hochalpine Erlebnis sucht, geht den Grat. Wer weniger Zeit hat und eine schöne Tallandschaft geniessen will, geht das Wattental. Und bitte nehmt nicht die Straße, sondern den gut markierten Fußweg. Einige Wanderer haben mir erzählt, dass gewisse Taxifahrer in Wattens erzählen, es gäbe den Fußweg nicht. Naja …

Schiara geht ohne Klettersteigausrüstung, oder?

Einen Artikel habe ich schon zum Thema Schiara geschrieben. Deswegen nur noch einmal kurz und bündig. Ich bin dieses Mal von Belluno bzw. den Case Bortot direkt an einem Tag zum Bivacco Marmol aufgestiegen und habe dort übernachtet. Eine traumhafte Tour! Aus Gewichtsgründen hatte ich kein Klettersteigset dabei und so auf die Selbstsicherung verzichtet. Am Settimo Alpini hatte ich mich noch beim Wirt über den Weg erkundigt. Er war gerade von einer kleinen Tour auf den Pelf zurück, als ich losgehen wollte. Postive Auskunft, also nichts wie los! Mitten im ersten Steilstück begann der Regen und dann das Gewitter. Mit Mühe und Not habe ich die Wand durchstiegen. An Abstieg war wegen der Glätte und dem Regen nicht zu denken und ein Aufenthalt im unteren Wandteil bei Gewitter ist keine gute Idee. Die Moral: die Schiara straft den Arroganten, der meint es brauche keine Sicherung, sofort und unnachgiebig.

Was bleibt noch zu sagen?

Traumhaft waren die Wochen bei hervorragende Wetter in den Alpen. Der Traumpfad ist populär wie nie zu vor, allerdings gehen viele nur bis Belluno. Man sagt, die Wege in der Ebene wären langweilig. Ich sehe es nicht so. Aber wenn ich Zeit sparen müsste, würde auch ich lieber vorne und hinten kürzen (z.B. die Tour von Hinterriß bis Belluno gehen), als es in zwei Teilstücken machen. Entsetzt hat mich auch dieses Mal wieder das Gepäck und die Ausrüstung mancher Venediggeher. Leistet euch einen Rucksack mit Hüfttragesystem! Beschränkt euch auf maximal 12-15 kg Gepäck! Kauft euch leichte und bequeme Bergschuhe! Ihr tut euch einen Gefallen!

Viel Spaß auf dem Traumpfad! Berg Heil!

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